Bergische Papa-Kolumne: "So oder so ..."

"Schöne Bäuche ..."

Natürliche Schönheit kommt von innen!“ War das nicht mal eine Shampoo-Werbung? Halt, nein! Das war der Slogan dieser Mh-mh-mh-Spezialdragees! Verrückt, wie
einem uralte Werbung manchmal im Kopf bleibt. Ob wohl jemals ein Mensch tatsächlich schöner geworden ist, nachdem er diese Dragees geschluckt hat? Sind vielleicht ganze Familien beim Frühstück aus den Latschen gekippt? „Mööönsch, der Vaddi is‘ plötzlich so wunderschön, ich kann gar nicht mehr hingucken!“
Wie komme ich aufs Thema? Mein Vetter und ich haben uns gestern endlich mal wieder getroffen, um uns in Sachen Familieninterna gegenseitig auf den Stand zu bringen. Hierzu teilten wir ein stimm-bandschmierendes Kaltgetränk, und beim Anstoßen prostete mein Vetter: „Auf uns! Natürliche Schönheit kommt von innen.“

Über Schönheit diskutieren Männer normalerweise
nicht. Männer finden sich immer schön. Sogar direkt nach dem Aufstehen, wenn Zahnpasta-Sabber am Kinn runterläuft. Und wer schön ist, der redet nicht drüber. Keine Ahnung, was gestern in uns gefahren ist. Wir kamen jedenfalls vom Thema der natürlichen Schönheit auf die Frauenzeitschriften in meiner alten WG.

Ich wohnte zu Uni-Zeiten mit zwei Studentinnen
zusammen. Besagte Zeitschriften lagerten damals im untersten Fach unseres Geschirr-und-Krimskrams- Regals. So bin ich des Öfteren in den Genuss dieser Hefte gekommen, die gerne einen Frauenvornamen als Titel haben. Meine Mitbewohnerinnen hatten diese Magazine voller Promiklatsch, Kochrezepten, Kosmetik-tipps und Klamotten-Fotos natürlich nicht absichtlich gekauft. Neeein, die Dinger waren ihnen quasi zuge-laufen, lagen plötzlich neben den Joghurts im Einkaufswagen.
Mein männlicher Mitbewohner und ich amüsierten uns damals über die Artikel, in denen erklärt wurde, wie „frau für den Mann attraktiv bleibt“. Oder: „Wie man das haarige Ding zu Hause auf dem Sofa zu mehr Zweisamkeit in der Beziehung animiert“ (wir befinden uns humortechnisch in den Neunzigern!). So oder so: Nach Ansicht der Redaktion – und zu unserer Erleichterung – musste immer nur die Frau aktiv werden.

Warum gab es eigentlich keine vergleichbaren Zeitschriften für Männer? Titelvorschlag: Horst – Magazin für ihn. Hm, vielleicht weil Tipps zur Partnerschaftspflege durch Schönheit für diese Zielgruppe so überflüssig sind wie Flaschenöffner auf einer Baustelle. Es gibt nur eins, auf das Männer vorm Spiegel einen kritischen Blick werfen, nach dem Motto: „Du bist aber groß geworden!“ Die Rede ist … vom männlichen Bauch.

Kolumne Bergischer Papa

Pocke oder
Sixpack?

Vergessen Sie Muskeln, Sonnenbräune und markante Wangenknochen! Das phänotypische Denken des Mannes kreist ausschließlich um seinen Bauch. Der Bauch ist Höhepunkt, Zentrum und Leidenschaft der männlichen Selbstwahrnehmung. Nicht das XY-Chromosom, sondern der Bauch definiert den Mann: Poetisch als Plauze, Kugel, Schmerbauch, Pocke oder Wampe – oder als einsamer Anglizismus namens Sixpack. Wobei, selbst beim Sixpack schwingen im Subtext sechs kleine Bierchen mit …
Unser Schönheitsfazit vom Männerabend: Wir können entspannt bleiben! Laut Umfragen beteuern die meisten Frauen, dass sie das Bäuchlein ihres Bärchens ganz besonders lieben. Und dass ihnen diese gestählten Sportler aus dem Fernsehen überhaupt nicht in die Tüte, geschweige denn aufs Sofa kämen. Wahrscheinlich größtenteils glatte Lügen – trotzdem schön zu hören. Zum Schluss haben mein Vetter und ich noch einmal auf unser großes Glück angestoßen. Wir beide haben nämlich trotz guten Essens und gele-gentlichen Bierchen keine Wampe. In der männlichen Linie unserer Familie sind genetisch bedingt lediglich die Beine ein bisschen weiter hinten.

 Ihr Bergischer Papa

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