Bergische Papa-Kolumne: "So oder so ..."
"Pieseln unterm Weihnachtsbaum"
liebe Leserinnen und Leser! Wie kommt man beim Thema Advent und Weihnachten auf „Pieseln unterm Weihnachtsbaum“? Man braucht zwei kleine Söhne, die außergewöhnliche Fragen stellen.
Vergangenes Jahr im Dezember saßen die beiden Jungs mit leuchtenden Augen am Frühstückstisch: „Wir haben uns was Wichtiges überlegt!“ Ich legte – wie immer mit allem rechnend – die Zeitung beiseite. „Dann schießt mal los!“
Mein Ältester räusperte sich. „Also, wir haben uns gefragt: Was macht eigentlich der Weihnachtsmann, wenn er auf seinem Schlitten ganz dringend Pinkeln muss?“ Sein jüngerer Bruder nickte eifrig. „Er hat ja keine Zeit bei der Menge Geschenke. Und im Flug.“ Ich grinste. Vor allem, weil der Weihnachtsmann mit Rentier und Schlitten in diesem Jahr offensichtlich endgültig das Christkind besiegt hatte, das bislang bei uns offiziell für die Geschenke zuständig war.
„Hm, da habt ihr natürlich recht, so ein langer Flug mit dem Rentierschlitten, da muss der Weihnachtsmann auf jeden Fall irgendwann mal rechts ran fahren und ein Klo suchen …“ Die Augen meiner Jungs wurden größer. „Und, bei wem geht er dann aufs Klo?“, platzte der Ältere heraus.
Ich kratzte mich am Kopf. „Gute Frage. Ich schätze, der Weihnachtsmann ist da einfach professionell. Er wird nirgendwo klingeln … vielleicht stoppt er an einer Raststätte?“ – „Niemals!“ krähte der Kleine. „Da erkennt den doch jeder.“ Wo er Recht hatte, hatte er Recht. Was mich leider auf eine dumme Idee brachte: „Er hat bestimmt eine leere Geschenktüte dabei, für den Notfall.“ Die Jungs waren begeistert. „Ja, genau, in die Tüte machen – mega Idee!“ – „Voll cool!“ Ich war stolz und zufrieden mit mir – und Sie werden ahnen, wie das endete. Richtig, unter einem nassen Weihnachtsbaum … Als die Feiertage vorbei waren, die Geschenke ausgepackt und die Großeltern wieder abgereist, zeigten mir die Jungs stolz zwei prall gefüllte Geschenktüten. „Wir haben‘s getestet.“ – „Du hattest recht, Papa. Die sind dicht!“ Ich starrte die beiden an. Hatten sie etwa ernsthaft in die mit Tannen und Sternchen verzierten Geschenktüten gepinkelt? Ja, sie hatten. Der Geruch war eindeutig.
„Habt ihr sie nicht mehr alle?“ Ich vergaß kurz die post-weihnachtliche Stimmung, die seit Tagen im Hause herrschte. Die beiden sahen mich treuherzig an. „Aber du hast uns doch gesagt, dass das geht!“ – „Das war ein Witz!“ – Mein älterer Sohn hob den Finger: „Mit dem Weihnachtsmann macht man keine Witze, Papa.“
Hatte ich den Satz „Wo er Recht hat, hat er Recht!“ schon erwähnt? Ich beendete die Sache also mit einem Seufzer, nahm ihnen die beiden Tüten ab und ging damit auf die Terrasse. Schätze, im Dezember macht es dem Blumenbeet nichts aus, wenn man es aus Geschenktüten gießt …
Wo wir gerade bei folgenreichen Kinderfragen zu großen Festen sind: Nachdem ich die Weihnachtsanekdote meinem Vetter, dem Grundschullehrer, erzählt hatte, berichtete er mir von einem ähnlichen Erlebnis zu Ostern. In der Pause war eine seiner Schülerinnen völlig aufgelöst zu ihm gekommen. Mit ernstem Blick und einem leicht verstörten Unterton fragte das Mädchen: „Herr Lehrer, stimmt es, dass der Osterhase gar nicht auf die Toilette geht, sondern Eier kackt … und sie dann anmalt?“ Mein Vetter musste schwer an sich halten, um nicht laut loszulachen. Mit ernster Miene antwortete er: „Logisch, braune Eier sehen ja nicht so lecker aus, oder?!“
HO, HO, HO
Wir waren uns einig, dass die Kleine wahrscheinlich nie wieder in ein Schoko-Ei beißen wird. Und die Zahnfee freut sich. Apropos, wenn so eine Zahnfee unterwegs ist und dringend … Ach, egal. Bis zum nächsten Fest – nicht den Humor verlieren!
Ihr Bergischer Papa