StadtLandMama goes Bergisches Land-Kolumne
"Von wegen Bullerbü?"
Als wir vor einigen Jahren mit drei Kindern aus Berlin-Prenzlauer Berg ins Bergische zogen, stellten wir uns das unfassbar idyllisch vor: Wir würden auf einem alten Bauernhof leben, zusammen mit Oma und Opa und Onkel in der Großfamilie, die Milch, die wir tränken, käme von echten Kühen aus der Nachbarschaft und überhaupt könnten die Kinder im Garten zusammen spielen wie in Bullerbü …
Tatsächlich kommt all das auch ab und zu mal vor, aber ich bin ja eine Freundin der Ehrlichkeit und nein, hier ist natürlich trotz des Großfamilienlebens und der guten
Die Vorteile des
Landlebens geniessen
Kolumne aus der Ausgabe 05-2022 der „Bergischen Mama & Papa“
Luft nicht jeden Tag Friede, Freude, Eierkuchen. Zunächst einmal musste ich mich an die Einsamkeit gewöhnen, denn hatte ich mein Leben mit den Kindern bis dahin mit ganz vielen anderen Eltern auf dem Spielplatz bei einem Coffee to go verbracht, hatte hier nun plötzlich jede Familie einen eigenen Spielplatz im Garten. Man musste sich also verabreden, um unter Leuten zu sein. Hui.
Dazu kamen die langen Wege. Einfach mal eben zu Fuß oder mit dem Rad zum Supermarkt? War hier nicht mehr drin. Ich musste mir erstmal ein Auto anschaffen. Und der Garten nutzt sich auch nicht so wahnsinnig gut gemeinsam, wenn sich die Kinder permanent in Geschwisterstreit und Zankereien verlieren. Die wurden natürlich jetzt auch noch von der Verwandtschaft gehört, denn neben meiner Mutterrolle war ich nun bei uns zu Hause ja auch wieder Tochter, weil wir mit meinen Eltern unter einem Dach lebten.
Ich glaube, ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass ich zunächst einmal einen Realitätsschock erlitt, als wir hierher zogen. Immerhin arbeitete ich aus dem Homeoffice und sah zum Teil einfach tagelang niemanden, mit dem ich nicht verwandt war. Doch wir Menschen sind ja anpassungsfähig. Und mit der ersten Fußballmannschaft entstanden Freundschaften. Mit der Einschulung ebenso. Mit anderen Kindern im Garten war hier auch der Geschwisterstreit passé und wir konnten nach und nach anfangen die Vorteile des Landlebens zu genießen.
Einfach mal eine Schnitzeljagd durch den Wald machen, die Türen offenstehen lassen, spontan draußen grillen und die lieben Nachbarn auf einen Drink einladen. Den größer werdenden Kindern Rasenmähen beibringen, sie mit lauter Tieren im Garten aufwachsen sehen, Entenküken in unserer Küche großziehen.
Hach, nach der Eingewöhnungszeit hier im Bergischen kam dann halt dieses Bullerbü-Gefühl auf. Und wenn mir dann doch mal wieder nach Trubel und urbanem Leben ist, ist die nächste Stadt ja nicht weit. Und ist es nicht gerade auch diese Möglichkeit, alles mal zu haben, die unser Bergisches so lebenswert macht? Nicht immer Bullerbü – aber doch nah dran.
Eure Lisa
Mehr von Lisa gibt es auf ihrem Blog StadtLandMama:
Lisa Harmann ist Journalistin & Autorin, darüber hinaus auch eine Bergische Mama von drei Kindern
zwischen 13 und 16 Jahren. Zusammen mit ihrer Berliner Co-Herausgeberin Katharina Nachtsheim schreibt sie das erfolgreiche Blogmagazin Stadt Land Mama und die Buchreihe WOW MOM.