Und auch er war ziemlich ü b e rrumpelt worden, hatte nach Jahren der Wartezeit plötzlich einen Anruf erhalten, dass ein Kind geboren sei und sie es kennenlernen könnten. Sie hatten genau einen Tag Zeit gehabt, sich vorzubereiten. „Ihr glaubt nicht, wie verloren ich vor dem Drogerieregal stand und gar nicht wusste, was man für ein Baby so alles braucht.“ Am nächsten Tag schon war er Vater einer kleinen Tochter.
Und nicht nur er, sondern auch wir waren ganz außer uns. Wir fuhren euphorisch zur Party stellten uns mit Schnullern im Mund auf, hielten ein Schild mit dem Namen seiner Tochter in die Kamera und stießen mit Babyfläschchen auf ihn an. Das Foto schickten wir ihm, so war er doch bei unserer Feier dabei – und seine Kleine natürlich auch.
Das ist jetzt bald fünf Jahre her und es ist noch immer das große Glück für die kleine Familie. Was ihre Adoption angeht, sprechen sie ganz offen mit ihrer Tochter. Trotzdem bemerkte Oli irgendwann, dass es kaum Literatur mit ihrer Familiengeschichte gibt und ich dachte: „Mensch, das wäre doch mal eine Idee“. Ein Kinderbuch zu schreiben über echte Familien, die ganz unterschiedlich sind. Und so entstand nun: „Wir alle sind Familie“. 

Darin erzählen wir die Geschichten von zehn Familien, die es wirklich gibt. Und jedes Kapitel endet mit einem echten Foto der Familie. Dabei ist eine Familie mit zwei Mamas, eine Pflegefamilie mit acht Kindern – und natürlich auch eine Adoptionsgeschichte.
Allerdings nicht die von Oli, sondern die von meinem Cousin Simon. Der wurde nämlich auch als Baby adoptiert, sieht seinen Eltern nicht wirklich ähnlich – und ist jetzt selbst Papa von drei Kindern, die viele Fragen haben. Ich bin gespannt, was Olis Tochter dazu sagt, wenn wir es ihr beim nächsten Besuch mitbringen und vorlesen …

Eure Lisa