Gleichberechtigte Elternschaft – TEAMWORK

Warum Teamwork beim Elternsein entscheidend ist

Als Herausgeberin eines Familienblogs ist es mir eine Freude, über ein Thema zu schreiben, das in der heutigen Zeit immer wichtiger wird: gleichberechtigte Elternschaft. In einer Zeit, in der traditionelle Rollenbilder immer mehr in Frage gestellt werden und Familien vielfältiger sind als je zuvor, ist es an der Zeit, das Konzept der Elternschaft neu zu definieren. Elternsein ist längst nicht mehr ausschließlich die Aufgabe der Mütter, sondern eine gemeinsame Verantwortung, die auf Teamarbeit basiert.

Von traditionellen Rollen zu gleichberechtigter Elternschaft

In der Vergangenheit waren die Rollen von Müttern und Vätern in der Familie oft klar definiert. Die Mutter kümmerte sich um die Kindererziehung und den Haushalt, während der Vater für den Lebensunterhalt sorgte. Diese traditionellen Rollenbilder haben sich in den letzten Jahrzehnten jedoch stark verändert.

Die Gründe für diesen Wandel sind vielfältig. Einerseits haben Frauen heute mehr berufliche Möglichkeiten und streben oft eine Karriere an. Andererseits haben Männer erkannt, wie wichtig ihre Rolle als Väter ist und möchten aktiver am Familienleben teilnehmen. Die Vorstellung von einer gleichberechtigten Elternschaft hat sich als Antwort auf diese Entwicklungen verfestigt.

Vorteile einer gleichberechtigten Elternschaft

Warum ist gleichberechtigte Elternschaft so wichtig? Es gibt zahlreiche Gründe, warum immer mehr Eltern diese Form der Partnerschaft in der Erziehung wählen:

1. Stärkere Bindung zwischen Eltern und Kindern: Wenn beide Elternteile aktiv in die Kindererziehung eingebunden sind, entsteht eine stärkere Bindung zu den Kindern. Kinder haben die Möglichkeit, sowohl von der Mutter als auch vom Vater zu lernen und sich geborgen zu fühlen.

2. Entlastung für die Mutter: Die traditionelle Vorstellung, dass die Mutter allein für die Kinder verantwortlich ist, kann zu Überlastung und Stress führen. Durch eine gleichberechtigte Elternschaft teilen sich die Eltern die Verantwortung, was die Belastung für die Mutter reduziert.

3. Vorbildwirkung: Kinder lernen durch Beobachtung. Wenn sie sehen, dass ihre Eltern gleichberechtigt zusammenarbeiten, lernen sie, dass Gleichberechtigung und Kooperation in einer Partnerschaft selbstverständlich sind.

4. Bessere Work-Life-Balance: Gleichberechtigte Elternschaft ermöglicht es beiden Elternteilen, Beruf und Familie besser miteinander zu vereinbaren. Dies trägt zur Verbesserung der Work-Life-Balance bei und kann die Lebensqualität der gesamten Familie steigern.

Herausforderungen und Tipps

Natürlich birgt die gleichberechtigte Elternschaft auch Herausforderungen. Es erfordert eine offene Kommunikation, Kompromissbereitschaft und die Fähigkeit, Aufgaben fair aufzuteilen. Hier sind einige Tipps, wie Sie als Eltern eine gleichberechtigte Partnerschaft in der Erziehung erreichen können:

1. Offene Kommunikation: Sprechen Sie offen über Ihre Erwartungen, Wünsche und Bedenken. Klären Sie, wie Sie die Verantwortung teilen möchten und welche Aufgaben jedem Elternteil obliegen.

2. Flexibilität: Seien Sie bereit, Ihre Pläne anzupassen und sich auf die Bedürfnisse Ihrer Familie einzustellen. Flexibilität ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen gleichberechtigten Elternschaft.

3. Gemeinsame Entscheidungen: Treffen Sie wichtige Entscheidungen gemeinsam und respektieren Sie die Meinungen und Ideen Ihres Partners. Dies schafft ein Gefühl der Zusammenarbeit und des Respekts.

4. Unterstützung im Alltag: Unterstützen Sie sich gegenseitig im Alltag. Das bedeutet nicht nur, sich bei der Kinderbetreuung abzuwechseln, sondern auch, sich gegenseitig bei der Hausarbeit und anderen Aufgaben zu helfen.

5. Nehmen Sie sich Auszeiten: Vergessen Sie nicht, sich Zeit für sich selbst zu nehmen. Pausen sind wichtig, um Energie zu tanken und frisch für die Familie zu sein.

Fazit: Gemeinsam sind wir stärker

Gleichberechtigte Elternschaft ist mehr als nur ein Schlagwort. Es ist ein Ansatz, der das Familienleben nachhaltig positiv beeinflussen kann. Wenn beide Elternteile sich gleichermaßen engagieren und Verantwortung übernehmen, wird das Familienleben harmonischer und erfüllender. Kinder profitieren von der starken Bindung zu beiden Eltern und sehen ein positives Beispiel für eine gleichberechtigte Partnerschaft.

Elternsein ist Teamarbeit, und gemeinsam sind wir stärker. Lassen Sie uns diese Botschaft weitertragen und die Zukunft der Familien gestalten, in denen Gleichberechtigung und Zusammenarbeit an erster Stelle stehen. Denn am Ende des Tages geht es darum, gemeinsam für das Wohl unserer Kinder zu sorgen und eine liebevolle, unterstützende Umgebung für sie zu schaffen.

Experteninterview:

Expertin Annette Giesler Foto

Text & Interview aus „Bergische Mama & Papa“, Ausgabe 03-2022:

Annette Giesler, Dipl. Sozialpädagogin,
kinderorientierte Familientherapeutin,
systemische Familienberaterin, Kinderund
Jugendtherapeutin der Psychologischen
Beratungsstelle „Herbstmühle
„Wipperfürth, Außenstelle Lindlar

1. Wie sieht in Ihren Augen eine gleichberechtigte Elternschaft aus?

Für mich persönlich bedeutet gleichberechtige Elternschaft, auf Grundlage der aktuellen individuellen Lebenssituation zu wachsen und aufeinander zu achten. Eltern sollten die Bereitschaft haben sich abzuwechseln, z.B. bei Elternzeit, Kindererziehung, Haushalt und Berufsleben. Sie sollten sich unterstützen, die Bedürfnisse des Partners sehen und diese wohlwollend wertschätzen.

2. Zu Ihnen kommen Eltern, die Unterstützung suchen. Ist Gleichberechtigung in Ihren Beratungsgesprächen ein Thema?

Manchmal ist das Thema nicht zu sehen, sondern erst im Beratungsprozess ersichtlich, wenn sich Eltern beispielsweise nicht über ihre Erziehung einig sind und es einer gemeinsamen Kommunikation und der Entwicklung einer gemeinsamen Haltung zu den anliegenden Themen bedarf.
Dafür bieten wir als „Herbstmühle“ die Möglichkeit, sich im Rahmen der Beratung auszutauschen und genau diese gemeinsame Haltung zu erarbeiten.

3. Zur gleichberechtigten Elternschaft zählen Aspekte wie gerechte Aufteilung der Familienarbeit, Verantwortung und Abstimmung in Erziehungsfragen. Wo hakt es denn am häufigsten?

Sich die Ruhe, die Zeit und die Erlaubnis zu geben, um sich über seine Vorstellungen von gleichberechtigter Elternschaft bewusst und klar zu werden.

4. Zur gleichberechtigten Elternschaft zählen Aspekte wie gerechte Aufteilung der Familienarbeit, Verantwortung und Abstimmung in Erziehungsfragen. Wo hakt es denn am häufigsten?

Ich möchte die Eltern einladen, miteinander ins Gespräch zu kommen, sich Zeit zu nehmen, um sich darüber auszutauschen, was sie sich wünschen und dabei vorgegebene oder übernommene Verhaltensmuster zu hinterfragen.
Ich mache da gerne eine kleine Übung: Die Ratsuchenden erhalten Stift und Papier und folgende Aufgabe: Sie leben gleichberechtigt! Wie sieht Ihr gemeinsames Leben aus? Beschreiben Sie dieses Leben so detailliert wie möglich.
Im Anschluss kommen die Eltern darüber in den Austausch. Dieser erste Schritt kann anstrengend sein, hilft aber den Eltern, sich über ihre Wünsche bewusst zu werden und ihre Komfortzone zu verlassen.

5. Auf der anderen Seite fühlen sich Männer manchmal ausgegrenzt. Können Sie diese Problematik einmal schildern?

Ich möchte das gar nicht auf Mutter oder Vater festlegen, denn meiner Erfahrung nach können beide von diesem Gefühl betroffen sein. Dadurch, dass ein Baby geboren ist, verändert sich das Familiensystem, alles ist neu und ungewohnt. Auch die Paarbeziehung verändert sich, was Unsicherheit auslösen kann, diese ist erst mal normal. Wichtig ist, hier für beide zu schauen, wie bzw. wo Unterstützung möglich ist. Das Stillen kann der Vater der Mutter nicht abnehmen, aber er kann andere Aufgaben, wie wickeln, baden und beruhigen, übernehmen. Auch hier geht es wieder darum, dass die Eltern im Gespräch bleiben und dass sie ihre beiderseitigen Bedürfnisse äußern. Eine Veränderung kann nur dann wirksam sein und eintreffen, wenn der Partner seine Gefühle ausspricht. Eltern sollten auch wissen, dass Veränderungen Zeit brauchen. Diese sollten sie sich geben.

6. Eine Ungleichverteilung der elterlichen Aufgaben basiert häufig auf dem traditionellen Rollenverständnis der Partner. Kann man da überhaupt ein Umdenken herbeiführen?

Wir sind in unserer Gesellschaft mitten in diesem Umdenkprozess. Jedes Elternteil trägt zu dieser Veränderung bei und diese braucht Zeit. Jeder kann bei sich anfangen. Die positive Veränderung von elterlicher Verantwortung ist auch hier in der „Herbstmühle“ in den letzten Jahren zu spüren.

7. In der aktuellen Corona-Krise kamen zusätzliche Familienaufgaben dazu. Viele geraten dabei an ihre Grenzen. Welche Hilfen gibt es für sie?

Hier sind gute Netzwerke wichtig zur Entlastung. Eltern sollten sich Unterstützung bei Familie, Freunden, Nachbarn oder professionellen Beratungsstellen holen. Wir als Erziehungsberatungsstelle stehen für entlastende Gespräche zur Verfügung, beraten und begleiten Eltern und finden neue und evtl. andere Pfade.

8. Wie wichtig ist in Ihren Augen eine gleichberechtigte Elternschaft für das Gelingen einer Beziehung und den Erhalt der Familie?

Jedes Elternpaar, ob getrennt oder zusammenlebend, gestaltet dies auf seine Weise. Wichtig ist, neben dem Wohl des Kindes auch das eigene Wohl und das des Partners im Blick zu behalten. Hier möchte ich gerne Antoine de Saint-Exupéry zitieren: „Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast.“