Bergische Papa-Kolumne: "So oder so ..."

Traditionelles Pflichtprogramm!

Eine Hochzeitsfeier ist immer auch die Gelegenheit, mit alten Freunden zu feiern oder neue Menschen kennenzulernen. Eher selten lernt man einen bis dato unbekannten Gast erst nach einer Hochzeit kennen. Ist mir jedoch passiert. Bei meiner vorvorletzten Hochzeit. Also, nicht meiner, sondern einer, auf der ich zu Gast war …
Auf dieser Hochzeit schien Brauchtum Pflichtprogramm zu sein – es war jedenfalls alles dabei: Baumstammsägen, Babywäscheleine, Fotobilderrahmen, Gästebuch – und gasgefüllte Ballons mit Postkarten. Sie wissen schon: Die Gäste füllen Karten mit Wünschen oder Gutscheinen fürs Brautpaar aus, daneben steht die Telefonnummer oder Adresse des Paars mit Bitte-melden-Gruß an den Finder. Die Karten werden an Ballons gebunden, die das Brautpaar in einer riesigen Traube aufsteigen lässt. Ein Großteil der Ballons verheddert sich nach fünfsekündigem Flug im Baum auf dem Nachbargrundstück, ein paar kleinere Trauben wickeln sich um Laternen oder Stromleitungen, der Rest fliegt zum Platzen Richtung Autobahn. Gefunden werden letztlich nur ein paar einzelne Exemplare. Die Karten sind in der Zwischenzeit regendurchweicht und unleserlich geworden.

Genau so eine Karte fand ich neulich beim Joggen – ulkigerweise von der Hochzeit, auf der ich eine Woche zuvor Gast gewesen war. Als Absender entzifferte ich einen mir unbekannten Co-Gast namens Bruno. Er versprach dem Brautpaar einen Abend, an dem er ein Fünf-Gänge-Menü kochen wollte. Ich zückte umgehend mein Handy. Vielleicht durfte ich ja mit essen.
Hier nun der dem Fund folgende Telefon-Dialog. Kurze Info: Das Brautpaar hat eine fünfjährige Tochter noch aus der Hochzeitsvorbereitungszeit.

Tuuut, tuut …
– Jaaa?
Feline, bist du’s?
– Jaaa.
Ist die Mama da oder der Papa?
– Jaaa.
Gibst du mir die mal? Ich hab‘ nämlich einen
von den Luftballons gefunden, von der
Hochzeit.
– Welchen?
Irgendeinen … weißen.
– Warum?
Weil der bis zu einem Busch geflogen ist,
wo ich ihn gefunden habe. Gibst du mir
jetzt mal–
– Warum warst du in dem Busch?
Ich war nicht IM, sondern VOR dem … gibst
du mir jetzt mal die Mama oder den Papa?
– Nein.
Wäre aber besser. Da will nämlich einer für
euch kochen.
– Wer?
Bruno.
– Der is‘ doof.
Ach, echt? Warum denn? … Feline? Feline?
Tuuut, tuuut …

 

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Der is' doof!

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Mein Handy klingelte – Felines Mutter. Ob ich gerade angerufen habe. Ich bestätigte und berichtete vom Luftballonfund und Bruno, dem Überraschungskoch. Felines Mama seufzte. Es klang genervt, irgendwie unwillig.

– Bruno? Aus Köln?
Glaub‘ schon. Waren denn mehrere Brunos da?
– Nee … Und du bist sicher, dass du die Karte gefunden hast?
Ja klar, ich hab‘ sie doch gerade in der Hand.
– Guck noch mal genau hin! Hast du die nicht verloren?
Ähm …
– Und jetzt ist da gar nix mehr? Und wir haben auch nie telefoniert?
Ah, ja, jetzt wo du’s sagst. Nee, da ist gar nix mehr.
– Prima. Schön von dir zu hören. Komm uns mal wieder besuchen. Tuuut, tuuut …

Oha. Neben dem Baumstammsägen gehörte offenbar auch Bruno eher zum Pflichtprogramm. Manche Gäste lernt man eben erst nach der Feier kennen. So oder so.

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