Bergische Papa-Kolumne: "So oder so ..."

"Kleine Scheine,
große Sorgen ..."

Kurze Frage an N i c h t – E l t e r n :
Wie viel Taschengeld ist normal? „Hm, na ja, hängt davon ab, wie alt das Kind ist, oder? Und wie viel die anderen in dem Alter so kriegen, oder?“ Ja, genau – immer schön mit Fragezeichen. So einfach ist das nämlich alles nicht, liebe Nicht-Eltern. Klar, es gibt haufenweise Tipps im Internet, sogar offizielle Tabellen von noch offizielleren Behörden.
Aber wedeln Sie mal sonntagabends mit Tabellen, wenn die grimmige Brut mit verschränkten Armen vor Ihnen steht und Kohle sehen will, und zwar sofort! 

„Du hast schon zweimal unser Taschengeld vergessen“, sagt der jüngere Sohn mit drohendem Unterton.
„Wir sollten auch längst mehr kriegen, haben wir aber nicht“, schiebt der ältere hinterher. „Wieviel mehr ist überhaupt mehr?“, ergänzt der jüngere. Ein Hauch Finanzphilosophie weht durch die Küche. Ich kann nicht umhin, den Jungs meine Anerkennung auszusprechen. Ein grandioser Verhandlungskniff – ist doch so nicht die Frage, ob es mehr Geld gibt, sondern nur noch wieviel mehr. 

Ich war beeindruckt, wie sie mit fordernd gereckten Unterkiefern vor mir standen und auf dicke Hose machten. Zwei bergische Mafiosi in Hüfthöhe.

Bevor ich zum Ergebnis der Verhandlungen komme, zunächst die allgemeinen Fakten: Taschengeld ist sinnvoll. Da werden Pläne geschmiedet, wie viele Süßigkeiten man sich leisten kann oder auf welches Spielzeug gespart werden soll. Kinder lernen mit der eigenen Gier umzugehen oder was das Wörtchen „Einteilen“ bedeutet. Wir haben mit 50 Cent die Woche im Vorschulalter begonnen und dann um je einen Euro pro Schuljahr aufgestockt. Machten die meisten Eltern im Umfeld so. Bestätigte mir auch mein Vetter. Und der muss es als Lehrer ja wissen. Er wusste allerdings auch noch mehr zum Thema zu berichten.
Im vergangenen Schuljahr, so erzählte er, habe sich rausgestellt, dass einer seiner Viertklässler zum Börsenguru avanciert war. Die wandelnde Zahnlücke hatte doch tatsächlich in der Pause einer Truppe Grundschüler erklärt, sie könne ihr Taschengeld vermehren, allerdings in Süßigkeiten. Was für Grund-schüler natürlich eine absolut akzteptable Form der Wertsteigerung ist – bitteres Metall gegen leckere Karies.

Der Zwergenbörsenguru sammelte also die Kohle der Kinder ein, marschierte damit zum Kiosk und tätigte einen Süßwarengroßeinkauf. Die Hälfte der Leckereien sackte er selbst ein, den Rest verteilte er am nächsten Morgen unter seinen „Aktionären“. Die freuten sich und ließen die Pausenbrote in ihren Lunchboxen vertrocknen.

Kolumne Bergischer Papa

Die Börse ist
kein Pflaster für
Weicheier!

 Leider war der gesamte Aktienmarkt zum Ende der großen Pause zusammengebrochen, weil weggefuttert. Und mit Pokémon-Sammelbildchen oder Micky- Maus-Hefte kaufen, war es auch Essig. Taschengeld leider alle-alle. Kein Wunder, dass die Spekulationsblase noch vor Ende der Börsenwoche zerplatzte und sich der erste Anleger bei Mama ausheulte. Was (der Eltern-Whatsapp-Gruppe sei Dank) bereits am nächsten Morgen eskalierte. Wütende Eltern forderten unter Schimpfkanonaden von der überraschten Mama des Großaktionärs ihr Taschengeld beziehungs-weise das ihrer Kinder zurück. Mein Vetter schwärmte, die Stimmung auf der flugs einberufenen Elternversammlung sei nie wieder so unterhaltsam gewesen wie damals.
Ja, die Börse ist kein Pflaster für Weicheier. Fassen wir also zusammen: Regelmäßiges Taschengeld ist die Eintrittskarte in die Welt des Geldmanagements und der finanziellen Verantwortung. Taschengeld ist sinnvoll, solange es nicht in die Taschen fremder Kinder wandert. Und selbst dann ist es lehrreich – so oder so.
Was ich mit meinen Jungs gemacht habe?
Ich habe natürlich gezahlt – die Mitte zwischen Tabellen- und Wunschtarif! Aber auch was gelernt in Sachen Verhandlungstaktik. Ich sach nur: Gehaltserhöhung, ick hör dir trapsen!

 Ihr Bergischer Papa

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